(teo) Irgendwie schade, wenn am 34. Spieltag schon alle Entscheidungen gefallen sind. Aber wer konnte damit schon rechnen? Außer den üblichen Auguren und Tentakelträgern? Wohl niemand. Schließlich gehörte diese Spielzeit mit Abstand zu den abenteuerlichsten in der 48-jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga. Trotzdem: Die Luft ist raus.
Der FC St. Pauli dokumentierte nicht zuletzt in seinem letzten Heimspiel, dass er zwar irgendwie verdientermaßen, aber trotzdem irgendwie unnötig als Letzter absteigt. Wer sich acht Dinger zu Hause einfängt, der versaut sich damit nicht zuletzt selbst die Bilanz. Im Ergebnis sieht das jetzt am Millerntor so aus: Trainer weg, Mannschaft weg und irgendwie auch die Sympathien der halben Liga. Eine gebrauchte Saison, die man den Totenkopf-Sympathisanten da angedreht hat. Beim Spiel in Mainz können sich die Kiezkicker jetzt noch mal anschauen, wie man es auch hätte machen können. Die 05er befinden sich seit einer Dekade im ständigen Aufschwung. Und krönen ihre großartige Saison mit einem tollen Heimspiel, in dem die Hälfte der Boygroup Holtby (Schalke) und Schürrle (Leverkusen) verabschiedet werden muss. Lässt sich keiner nehmen: 05 - Pauli 3:0
Eintracht Frankfurt hat es geschafft. Die Hessen spielten eine schlechtere Rückrunde als Tasmania Berlin. Das bleibt nicht unbelohnt. Der Abstieg trifft die Fans ins Mark, scheint die Amtsinhaber aber seltsam kalt zu lassen. So sind sie halt, die Würdenträger. Verdienen ja in der 2. Liga genauso viel wie in der 1. - was soll's? Christoph Daum will auf einmal doch mit ins Unterhaus, nur der Aufsichtsrat verspürt recht wenig Lust, mit dem ehemaligen Einpeitscher zu verlängern. Vielleicht sollte man einfach mal einen guten Trainer holen? Der steht beim letzten Erstligaspiel der Schwarz-Roten in der anderen Coaching-Zone. Und ist ein Meistermacher. Jürgen Klopp wird mit dem BVB feiern. Bis der Arzt kommt. Aber in Dortmund werden über 1 Million Modefans erwartet. Könnte sein, dass da der Rettungswagen passen muss. BVB - Eintracht 5:0
"Schade, Wolfsburg, alles ist vorbei!" skandierten die Fans des VfL Bochum im Gästeblock an der Bremer Brücke in Osnabrück und bewiesen dabei deutlich mehr Näschen als Bochums Trainer Friedhelm Funkel, der beim Scouting der möglichen Relegationsgegner bislang immer im falschen Stadion saß. Mal beobachtete er Köln, mal Frankfurt. Nun ist längst klar, dass sein Weg am Samstag nach Sinsheim führen muss, wo die VW-Werkself mit einem Rucksack voller Angst und Zweifel anreist. Doch die Buchmacher haben die Quote für den Zielort Hanburg nochmal gesenkt. Funkel wird wohl der Tabelle des 33. Spieltages vertrauen und sich die Partie HSV gegen Borussia Mönchengladbach ansehen. Hoffentlich ist wenigstens sein Festplattenrekorder programmiert.
1899 - VW 4:2
Lucien Favre hatte am 31. Spieltag prophezeit, dass Gladbach wohl neun Punkte aus den letzten drei Spielen benötige, um sich noch zu retten. Mit nur sieben Punkten würde es wohl noch mal eng, meinte der Schweizer. Doch auch die Langsamen können irren. Lustigerweise reicht der Borussia nun sogar ein Punkt in Hamburg, wo mit Michael Oenning nicht nur ein Gladbach-Fan an der Seitenlinie steht, sondern auch ein ausgewiesener Fachmann, der auch mal als Co-Trainer von Dick Advocaat bei den Fohlen gearbeitet hat. Sicher, Oenning ist motiviert. Aber sein Team, das in der nächsten Spielzeit wieder mal vor dem totalen Umbruch steht? Wer weiß das schon? Zumindest gelingt es dem HSV, einen 0:2-Rückstand noch zu egalisisieren. Ein versöhnlicher Abschluss? Mitnichten. HSV - Borussia 2:2
Und sonst? Oben ist ja auch alles längst gelaufen: Der Deutsche Meister 2010/2011 (nur der BVB) stand ja bekanntlich schon seit dem 8. Spieltag fest. Dass die Bayern noch die direkte Qualifikation für die Champagner-Liga erreichen, hätte aber wohl kaum jemand vor zehn Wochen noch für möglich gehalten. Dabei ist es so einfach: Bayern schlägt Stuttgart 5:2 und Leverkusen verliert mal wieder eines der letzten Saisonspiele, diesmal in Freiburg (0:2). Das nennt man wohl Gesetz der Serie. Robin Dutt lässt sich bei seinem letzten Spiel im Schwarzwald nochmal feiern und darf schon mal so langsam ins Grübeln kommen, wie er aus der Werkself endlich ein Team macht, dass sein Ziel einfach mal eine ganze Spielzeit nicht aus den Augen verliert.
Zu den Überraschungen, die längst keine mehr sind, gehören Hannover und Nürnberg. Die beiden Kellerkinder wollten in dieser Saison endlich mal ans Licht, was beiden prima gelungen ist. Im direkten Vergleich hat 96 aber die Nase vorn, weil dem Club zuletzt etwas die Luft ausging. Und wenn sie erst einmal raus ist, ist sie raus. 96 - Clubberer 3:1
Was vergessen? Hm. Ach so: Schalke steigt ja bekanntlich nur deshalb nicht ab, weil dieser Junge aus Buer in der Kiste steht. Zöge man den Knappen die Punkte ab, die Manuel Neuer im Alleingang holte, stünden sie deutlich hinter Frankfurt, was die Sache wiederum für Bochum deutlich erleichtern würde. Leider nur graue Theorie. Schalke lässt die Saison als Tabellenvierzehnter also weiter schön runtertickern. Und spielt sich auch beim Auswärtsspiel in Köln bestens für das Pokalfinale gegen den MSV Duisburg (1:2 n.V.) ein. Köln gewinnt zu Hause ohnehin immer. Außer gegen Gladbach. FC - S04 2:0
Sonst noch? Tatsächlich. Das legendäre Spiel um eine mit Edelmetall überzogene Südfrucht fast vergessen. Kaiserslautern bleibt auf wundersame Weise drin. Wichtig für die ganze Region. Sagt man so. Warum, weiß niemand. Vielleicht gibt es da nix anderes? Möglich. Werder bleibt auch drin. Wichtig für die Freie und Hansestadt. Sonst käme Ekici aus Nürnberg ja kaum an die Weser. Aber die Frage aller Fragen: Wird wohl noch Fußball im Fritz-Walter-Stadion gespielt? Die Antwort ist einfach und fängt mit J an und hört mit a auf. Sommerfußball. FCK - Werder 0:0
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