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Sonntag, 30. Mai 2010
Es zieht. "Wie Hechtsuppe", hätte mein Vater gesagt. Und: "Mach doch die Tür zu, dann drückt's". Geht aber nicht, denn auf Gleis 9/12 des Hauptbahnhofs in Münster gibt's keine Türen, die man schließen könnte. Auch nicht in dem gläsernen Wartehäuschen im Bereich B. Tag der offenen Tür im Sozialpalast sozusagen. Auf dem Bahnsteig, wo auch die Bahnhofsmission ihr zugiges Asyl gefunden hat und notfalls mit Heißgetränken, einem offenen Ohr, einer Toilette und einem Bett den wunden Seelen ein Übergangs-Zuhause bietet, haben die Kunst-Macher um Erik Bienbach ihre Edition 2010 kreiert. Kunst, Kultur, Musik und Gedicht-Rezitation steht auf dem Programm. Der Auftakt ist ein wahrlich mutiger Termin. Die Sommermärchen-Nation hat schon mal geflaggt. Denn heute sind wir alle Lena. Die Party-Nation versammelt sich beim für die in zehn Tagen in Südafrika beginnende Fußball-WM schon mal beim Public Viewing. Allüberall Grand-Prix-Partys. Das ungeliebte Stiefkind der Musikinteressierten ist en vogue. Die Casting-Nation schickt ihre liebste Göre auf den Laufsteg und drückt ihr ein Mikro in die Hand. Lovely Lena verzückt die Augen und verzaubert die Herzen. Erst feierte sie in Oslo ihren zarten 19. Geburtstag, dann in der Nacht den historischen Erdrutsch-Sieg beim größten Musikwettbewerb der Welt. Wir sind Europameister, wir sind Lena. Roger Trash feierte am Samstag seinen Geburtstag. Seinen ersten. Nach schwerer Krankheit, die ihn lange auf die Bretter schickte, sitzt der Helgoland-Cowboy wieder auf dem Gaul, der ihn seit Dekaden auf die Bühnen der Republik bringt.
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