Sonntag, 4. Januar 2009

Heimat inside

Heute ist ja alles nur noch halb so schlimm. Oder halb so kalt. Wie man's nimmt. Gestern morgen waren es in Brilon zumindest minus 12 Grad. Sagte ein populärer Radiosender für unseren Sektor. Und in der Stauschau hieß es dann noch, dass auf der A 445 von Hamm in Richtung Brilon zwischen Meschede und Bestwig Stau sei. Von wegen Skifahrer-Invasion und so.

Das waren für mich ja nicht nur - um mit Dieter Hildebrandt zu sprechen - Notizen aus der Provinz, sondern irgendwie auch Nachrichten aus der (k)alten Heimat. Meine Mutter ist unweit von Bestwig (genau genommen in Ramsbeck) geboren, meine Omma hat da eigentlich immer gelebt und einige Tanten und Cousins (wir sagen ja eigentlich Vettern)
leben immer noch da. Jedenfalls - und das wollte ich eigentlich erzählen - traf ich gestern eine junge Frau aus Brilon.

Und die wunderte sich so, dass ich a) Brilon richtig ausspreche (Betonung auf der ersten Silbe) und b) Bestwig kenne und c) dass ich wusste, wieviel Grad es dort gerade aktuell sind und d) wo sich der Skitourismus-Stau gerade aktuell drubbelt. "Kommen Sie auch aus der Ecke?", war ihre Frage, die eigentlich in unserer gemeinsamen Syntax richtig hätte lauten müssen: "Wo kommste denn wech?". Als sie die Antwort "Hüsten" vernahm, wirkte sie irgendwie erleichtert und meinte dann trotzdem, ihre Nachbarin sei "auch aus Neheim".

"Das ist aber nun wirklich was ganz anderes", dachte ich noch, aber für die Brilonerin war das unverrückbar "die gleiche Ecke", was ja irgendwie stimmt und andererseits auch widder überhaupt nicht. Jedenfalls meinte sie noch, das wäre ja fein, dann würde sie jetzt gerne noch öfter vorbeikommen, weil bei uns "so ein Stückchen Heimat"* vorhanden wäre. Hab ich's doch immer schon gewusst: Provinz ist, wo ich bin!

* Vielleicht sollten wir - immer wenn ich im Dienst bin - ein Schild ins Schaufenster stellen: "Heute: Heimat inside".



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