Sonntag, 9. November 2008

Überraschung zur Wolfsstunde

Manchmal ist es eben doch keine Zeitverschwendung, im Fernsehen einen Klassiker einzuschalten, den man schon lange nicht mehr gesehen hat. Eigentlich keine Lust mehr auf flaue Witzchen und vorhersehbare Konversation gehabt und dann doch einfach mal wieder reingeguckt. Nein, ich meine nicht "Wetten, daß...". So schlimm ist es mit meiner Langeweile am Wochenende dann doch noch nicht.

Aber hätten Sie gewusst, dass der Münster-Tatort ein Krimi ist? Ich auch nicht. Von der Apotheken-Umschau (sic!) schon als "erstaunlich ernsthaft" angekündigt, wartete die Klamauk-Combo um Hauptkommissar Thiel und Rechtsmediziner Boerne
in ihrem 14. Fall mit einer durchdachten Story (Buch und Regie: Kilian Riedhoff), diffizilen Charakteren (glaubwürdig: Katharina Lorenz), einem fiesen Serientäter (diabolisch: Arnd Klawitter) und Hochspannung bis zum Schluss auf.


Eine richtige Story, ein richtiger Kriminalfilm und richtig viele Pluspunkte. Nur, dass das "Einkaufszentrum" nicht Arkaden heißen durfte (das ist so, als wenn man den Kölner Dom als große Kapelle tituliert) und dass die Staatsanwältin (nach wie vor tolle Stimme: Mechthild Großmann) Thiel nach Abschluss des Falls nicht lobt, sondern weiter disst, störte etwas.

Boerne war mal nicht ganz so penetrant wie üblich und hatte zumindest einen richtig guten Spruch parat, als er Alberich anbot, gerne auf Sie zurückzukommen, wenn er vorhabe, eine Kleinfamilie zu gründen. Schöne Überraschung zur Wolfsstunde im Ersten. Davon bitte mehr.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Erstaunlich, abba wahr: Der beste Münster-Krimi war gleichzeitig auch der erfolgreichste Tatort seit drei Jahren und mit fast zehneinhalb Millionen Zuschauern ohnehin der erfolgreichste Münster-Tatort überhaupt. In der Münsteraner Presse wird heute spekuliert, ja beinahe befürchtet, dass dieser Psycho-Thriller mit ernsthaften Ermittlern jetzt zur neuen Masche von Thiel und Boerne werde. Frei nach dem Motto: Das macht dann abba keinen Spaß mehr! Der WDR dementierte zwar, abba der Erfolg zeigt, was das Publikum im Tatort eigentlich erwartet: Spannungsbögen, eine Geschichte, überzeugende Charaktere und ein Kriminalfall - zumindest im weitesten Sinne. Sonst können wir ja gleich Wilsberg einschalten, um zu gucken, wo diesmal gedreht wurde und jedesmal vorm Fernseher laut rufen: Das kenne ich, da war ich schomma!