Wird ja langsam mal widder Zeit, einen ordentlichen Generationenkonflikt vom Zaun zu brechen. Ich habe ja im Prinzip nix gegen Alte. Auch nicht gegen das Establishment - egal, was wer auch immer sagt. Aber so langsam wird's nervig.
Es geht nur noch um "früher war alles besser" und dass man ihnen, den Alten, lediglich den ihnen "gebührenden Respekt" erweisen solle. Den hätten sie sich redlich verdient. Und Besitzstände, Pfründe und Erbhöfe seien natürlich sowieso zu wahren. Wo kämen wir denn da hin, wenn sich die jungen Wilden nicht gefälligst hinten anzustellen hätten, wie ehedem? Und die paar Jahre könnten sie ja wohl jetzt auch noch warten und bis dahin von der Erfahrung und Weisheit der Alten profitieren.
Im Prinzip alles richtig. Allerdings gips das doch auf keinem Schiff! In der Berufswelt werden die allermeisten Alten mit einem - nur manchmal goldenen, ansonsten eben eher feuchtwarmem - Händedruck in den unlukrativen Vorruhestand geschickt - da kräht aber auch wirklich kein einziger Hahn nach Erfahrung, Know-How, oder - lachhaft - Respekt. Aber im Falle zweier 32-Jähriger Millionäre in kurzen Hosen rauscht der ganze Blätterwald, als gäbe es keine richtigen, will sagen richtigen Nachrichten mehr.
Okay, ist schon irgendwie verständlich, weil so unverständlich. Was reitet Ballack gerade, dass er Jogi Löw öffentlich so diskreditiert? Torsten Frings' Beweggründe sind dabei schon etwas leichter nachzuvollziehen, schließlich gehörte er zuletzt zu den Reservisten. Was allerdings die beleidigte-Leberwurst-Rolle auch nicht rechtfertigen kann. Er war lange verletzt, hat zuletzt - auch im Verein - nicht die Leistung bringen können, die ihn überhaupt erst in das Dress mit dem Adler brachte. Okay, die Leistungen bei den beiden Weltmeisterschaften 2002 und 2006 waren stark - aber mal ganz ehrlich: Ist ein deutsches Mittelfeldleben ohne Torsten Frings wirklich so unvorstellbar?
Für Michael Ballack, den größten Profiteur des Staubsaugers hinter ihm, scheinbar schon. Warum? Weil Frings in der Regel dieselbe Meinung wie Ballack hat und insofern leicht zu führen ist? Oder weil er letzten Endes einfach nur ebenso fleißig wie (bereit)willig die Drecksarbeit für den Kapitän erledigt, wie weiland Hacki Wimmer für Günter Netzer? Dass Ballack sich so weit aus dem Fenster lehnt, dass er eigentlich nur rausfallen kann, ist erstaunlich. Fast wirkt es wie ein provozierter Rauswurf - und das ist eben der wesentliche Unterschied zu Torsten Frings.
Der Bremer reagiert lediglich auf die letzten Aufstellungsvarianten des Bundestrainers mit Hitzlsperger und Rolfes. Und überlegt nun laut, ob er nicht freiwillig lieber zurücktritt, als weiter (hilflos?) mitansehen zu müssen, wie er gegenüber den nachdrängenden Wilden langsam an Boden verliert. Das spricht nicht gerade für das allzu große Selbstbewusstsein des Torsten Frings.
Ballack hatte - wenn halbwegs fit - eigentlich immer eine Stammplatzgarantie. Als könnte die Binde niemand anderes würdiger tragen. Viele meinen, dass die Nationalmannschaft ohne Frings klar käme, ohne Ballack weniger. Aber das ist ein Trugschluss. Wenn Frings fehlt, ist Ballack - wir haben es oft genug mit ansehen müssen - nur die Hälfte wert. Und genau davor scheint der Mann vom FC Chelsea Angst zu haben.
Das Schicksal von Michael Ballack liegt also nur scheinbar in den Händen Jogi Löws - wenn er ihn hätte rauswerfen wollen (was er im Übrigen hätte tun MÜSSEN), dann hätte er ihn längst rausgeworfen, vor oder nach dem ersten Anruf aus London. Nein, das Schicksal von Michael Ballack in der deutschen Fußball- Nationalmannschaft liegt vielmehr in den Händen des "Lutschers": Tritt Frings zurück, wird sich Ballack rauswerfen lassen. Wetten?
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